Wichtige Informationen zu den Technikserien:
Krav Maga ist ein System, in dem es keine starren, vorherbestimmten Abläufe gibt. Deshalb stellen die dargestellten Technikserien auch nur Beispiele für einen möglichen Ablauf einer Selbstverteidigungssituation dar. Keine SV-Situation ist gleich wie die andere. Würde dieselbe Situation an einem anderen Ort mit einer anderen Person passieren, dann würde die Aktion evtl. einen ganz anderen Verlauf nehmen. Im Krav Maga sind deshalb keine fix eintrainierten Abläufe wichtig, sondern das Umsetzen von grundlegenden Prinzipien unter Zuhilfenahme möglichst natürlicher und einfacher Bewegungsabläufe. Deshalb sind die nachfolgenden Serien auch keine Lehranweisungen, sondern sie zeigen nur, wie eine konkrete SV-Situation mit Hilfe von Krav Maga bewältigt wurde.
Aus darstellerischen Gründen sind die Bilder nicht aus einer schnellen Aktion heraus aufgenommen worden, sondern es sind nachträglich gestellte Photos. D.h. es wurde zuerst geschaut wie die entsprechende Person intuitiv und individuell in einer schnellen Aktion agiert. Diese Aktion wurde dann nachgestellt. Das bedeutet, dass hier kein Idealverhalten (gibt es unserer Ansicht nach auch nicht) mit perfektem Technikablauf aufgezeigt wird. Vielmehr zeigen die Sequenzen die intuitiven Reaktionen des Akteurs auf die entsprechenden Angriffe. Wenn Menschen von Selbstverteidigung reden, dann stellen sie sich häufig eine Situation vor, wie sie in (Serie 1) dargestellt ist. In diesem Fall stehen sich 2 Personen in einer Kampfposition gegenüber. Der Verteidiger hat hierbei die Möglichkeit vorbereitet und aus einer Kampfposition heraus zu reagieren. Dabei handelt es sich jedoch nur um die Ausnahme. Die Realität sieht in der Regel anders aus. Hier wird ein potentielles Opfer häufig unverhofft mit Gewalt konfrontiert. Wenn diese Person Glück hat, findet sie sich in einer Lage wieder, die einer Kampfposition nahe kommt (Serie 2) bzw. aus der es möglich ist in eine günstigere Ausgangsposition zu kommen. (Serie 3) Von dem Gedanken einer Konfrontation in einer definierten Kampfstellung zu begegnen, sollte man aber in der Selbstverteidigung Abstand nehmen. Häufiger führt der Aggressor schon von vornherein seine Aktion so aus, dass sich der Attackierte in dem Moment, in dem er die Aggression bemerkt, schon in einer extrem ungünstigen Ausgangsposition befindet (Serie 4) bzw. (Serie 5). Eventuell realisiert das potentielle Opfer die Gefahr sogar erst, wenn es bereits auf dem Boden liegt (Serie 6), bzw. schon ein oder mehrere Schläge abbekommen hat (Serie 7). Evtl. führt der Aggressor eine Aktion mit Hilfe einer Waffe durch. Da hierbei der Angegriffene häufig sehr spät oder gar nicht realisiert, dass er mit einer Waffe angegriffen wurde, benötigt er außer einem effizienten Selbstverteidigungssystem auch eine nicht zu definierende Menge an Glück, um heil aus der Situation herauszukommen. Die häufig zitierte Flucht als Gegenmaßnahme scheitert in diesen Fällen schon alleine daran, dass das Opfer auf den Angriff nicht vorbereitet ist und die Stichwaffe erst sieht, wenn der Angriff bereits im vollen Gange ist. (Serie 8 und Serie 9)
Serie 1: Schlagangriff
Wenn Menschen von Selbstverteidigung reden, dann stellen sie sich häufig eine Situation vor, wie sie in dieser Serie dargestellt ist. In diesem Fall stehen sich 2 Personen gegenüber, die scheinbar miteinander kämpfen wollen. Beide sind vorbereitet und der "Bessere" von beiden gewinnt. Dies ist eine Ausgangssituation, die man von sportlichen Wettkämpfen im Bereich des Kampfsportes kennt.
Die Realität in einer Notwehrsituation sieht aber anders aus. Es gibt einen Aggressor der einen rechtswidrigen Angriff vorbereitet bzw. durchführt und es gibt einen Angegriffenen, der im Rahmen der Notwehr versucht, seine körperliche Integrität sicherzustellen. Ein Problem für den Verteidiger in dieser Ausgangslage ist, dass potentielle Zeugen hier zunächst nicht erkennen können, wer Täter und wer Verteidiger ist. Deshalb ist das Einnehmen einer offensichtlichen Kampfposition im Vorfeld eines rechtswidrigen Angriffs häufig nicht sinnvoll und damit eher die Ausnahme. Vielmehr kann solch eine duellkampfartige Situation im Verlauf einer bereits laufenden körperlichen Auseinandersetzung auftreten.
Bild 1: (Phillip links, Ralf rechts) Beide Akteure stehen sich lauernd in einer Kampfposition gegenüber. Für eine dritte Person ist es hier nicht ersichtlich wer in diesem Fall der Aggressor und wer der Angegriffene ist. | Bild 2: Phillip greift Ralf mit einem Fauststoß zum Kopf an. Ralf weicht mit einer seitlichen Vorwärtsbewegung aus und kontert direkt mit einem Fauststoß zum Kopf. Er nutzt dabei den Ellbogen der Schlaghand als Schutzbarriere gegen die Schlaghand von Phillip. Die schützende Hand von Ralf orientiert sich zur noch freien Schlaghand von Phillip. |
Bild 3: In der Vorwärtsbewegung fixiert Ralf so schnell es geht die hintere Hand von Phillip und führt dabei gleichzeitig einen Ellbogenstoß zum Kopf aus. | Bild 4: Es folgt ein Kniestoß zum Kopf des Angreifers. |
Serie 2: Greifen der Kleidung
Wird ein potentielles Opfer unverhofft mit Gewalt konfrontiert, dann findet es sich, wenn es Glück hat, in einer Lage wieder, die der hier gezeigten Ausgangsposition nahe kommt. In dieser Technikserie sieht man eine Situation, wie sie nicht selten auftritt. Eine Belästigung eskaliert in Gewalt. Einem Stoßen oder Greifen folgt plötzlich ein aggressiver Angriff des Täters.
Bild 1: (Phillip links, Ralf rechts) Ralf findet sich überraschend in einer Situation wieder, in der ihn eine aggressive Person an der Kleidung zerrt. Mit der rechten Hand fixiert Ralf sofort die körpernahe Hand des Angreifers und bringt die linke Hand offen und deeskalierend zwischen sich und den Angreifer. Gleichzeitig versucht er seinen Körper so zu positionieren, dass er möglichst weit von der noch freien Hand des Aggressors entfernt ist. Dabei versucht er verbal auf sein Gegenüber einzuwirken und die Situation zu entschärfen. | Bild 2: In diesen Deeskalationsbemühungen wird Ralf mit einem Fauststoß attackiert. Er führt den linken Arm direkt und ohne auszuholen (schlagartig) zum angreifenden Arm. Gleichzeitig versucht er den angegriffenen Bereich (Kopf), so weit es in der kurzen Zeitspanne geht, von der Gefahr wegzubewegen. Die linke Hand des Angreifers bleibt während der Aktion fixiert. |
Bild 3:Direkt aus der Abwehrbewegung heraus erfolgt der Gegenangriff mit der offenen Hand zum Gesicht. | Bild 4: Im Anschluss daran folgt aus einer Ganzköperdrehung ein Faustangriff zum Kopf. Dabei wird die Fixierung der linken Hand des Angreifers aufgegeben um selbst mit der rechten Hand schlagen zu können. Gleichzeitig fixiert aber die linke Hand den Angreifer durch einen Griff an der Kleidung. |
Bild 5: Der Aktion wird ein Kniestoß in die Beine des Gegners angefügt. | Bild 6: Die Aktion wird mit einem Ellbogenstoß zum Kopf des Angreifers beendet. Es ist darauf hinzuweisen, dass die Gegenangriffe dem Gefährdungspotential des Angreifers anzupassen sind. Bei einem deutlich kleineren und leichteren Angreifer, der schon nach dem ersten Gegenangriff eine massive Schlagwirkung zeigt, ist natürlich von weiteren Angriffen abzusehen. Bei einem größeren und schwereren Gegner wird es dagegen evtl. nötig sein noch massiver vorzugehen. D.h. es gibt kein festgelegtes technisches Vorgehen, die Aktionen müssen vielmehr der Situation angepasst werden. |
Serie 3: Beidhändiges Greifen der Kleidung
Hier ist, wie in Serie 2, eine Ausgangssituation dargestellt, die zunächst keinem massiven Angriff entspricht. Allerdings befindet sich der Angegriffene in einer extrem ungünstigen Lage. Bei einer plötzlichen Eskalation der Gewalt befände sich der Angreifer in einer solchen Distanz, dass eine Abwehr seines Angriffes schon aus Gründen der menschlichen Reaktionszeit keine hohe Erfolgswahrscheinlichkeit hätte. Zudem ist die Ausgangsposition des Angegriffenen sehr ungünstig für Abwehrmaßnahmen.
Bild 1: Der Angreifer greift die Kleidung mit beiden Händen und schiebt sein Opfer nach hinten. | Bild 2: Der Angegriffene fixiert mit der linken Hand eine Hand des Angreifers, bewegt sich zurück in eine seitliche Stellung und kontrolliert mit dem rechten Ellbogen den linken Arm des Angreifers. |
Bild 3: Die Aktion wird weitergeführt, indem der rechte Ellbogen über beide Arme des Angreifers gebracht wird und diese mit Hilfe einer Ganzkörperrotation unter sich begräbt. In dieser Situation könnten evtl. deeskalierende Maßnahmen (z.B. verbaler Art) einsetzen, sofern der Angreifer den Griff löst und sich einsichtig zeigt. | Bild 4: Im anderen Falle folgt ein Gegenangriff. Dies könnte bei einer massiven Gegenwehr z.B. ein Ellbogenstoß sein. |
Bild 5: Je nach Bedarf können weitere Ellbogenstöße bzw. andere Techniken folgen. |
Serie 4: Schubsen mit direkt folgendem Angriff
Von dem Gedanken einer Konfrontation in einer definierten Kampfstellung zu begegnen, sollte man in der Selbstverteidigung Abstand nehmen. Häufig führt der Aggressor von vornherein seine Aktion so aus, dass sich der Attackierte in dem Moment, in dem er die Aggression bemerkt, in einer extrem ungünstigen Ausgangsposition befindet.
Bild 1: Aus einem Gespräch heraus stößt der Angreifer sein unvorbereitetes Opfer nach hinten an die Hauswand. | Bild 2: Aufgrund der Reaktionszeit realisiert der Attackierte den Angriff erst, wenn er sich bereits in dieser ungünstigen Ausgangslage befindet. |
Bild 3: Der Angreifer attackiert mit einem massiven Fauststoß. | Bild 4: Das primäre Ziel des Verteidigers ist es, aus dieser misslichen Lage so schnell es geht ohne größeren Schaden herauszukommen. Er bewegt sich deshalb direkt nach dem Aufprall an die Hauswand seitlich unter dem Angriffsarm weg, versucht seinen Kopf mit einer Abwehrbewegung zu schützen und gleichzeitig mit der anderen Hand zum Körper, bzw. wenn möglich, zum Genitalbereich zu kontern. Prinzip : Angegriffene Körperregion aus dem Gefahrenbereich, abwehrende Hand zur Gefahr und so schnell es geht in den Angriff übergehen. |
Bild 5: Mit einer Ganzkörperdrehung und gleichzeitiger Fixierung des Gegners am Oberarm wird ein weiterer Gegenangriff eingeleitet, | Bild 6: der in diesem Fall aus einem Fauststoß besteht, |
Bild 7: direkt gefolgt von einem Tritt in den Genitalbereich. |
Serie 5: Ziehen der Haare
Das Greifen und Zerren an den Haaren wird häufig eher als Bagatelle gewertet. Allerdings gelingt es bei konsequenter und überraschender Ausführung einem Aggressor damit meist, sein Opfer in eine Position zu bringen, in welcher es weiteren schwereren Angriffen schutzlos ausgeliefert ist.
Bild 1: Phillip (li.) greift Ralf (re.) an den Haaren und zieht den Kopf schnell und ruckartig in Richtung Boden. | Bild 2: Um den schmerzhaften Zug an den Haaren zu mindern greift Ralf instinktiv zu der angreifenden Hand, fixiert sie und drückt dabei den Handrücken der angreifenden Hand auf den Kopf. Durch diese Fixierung der Hand wird ein weiteres Herunterziehen des Kopfes zumindest erschwert. |
Bild 3: Sofort startet Ralf mit Gegenangriffen, in diesem Fall mit mehreren aufeinanderfolgenden Fauststößen zum Kopf von Phillip. | Bild 4: Die weiteren Aktionen hängen vom Verhalten des Angreifers bzw. der Schlagwirkung der vorhergegangenen Fauststöße ab. Denkbar sind kurze Tritte zum Knie, oder Faustangriffe in Richtung Genitalbereich. |
Serie 6: Selbstverteidigung am Boden
Aus einer Situation heraus, in der man das Gleichgewicht verloren hat und sich auf dem Boden wiederfindet, ist die Gegenwehr gegen einen Angriff extrem schwierig. Bei überfallartigen Angriffen ist dies eine Situation, mit der man durchaus rechnen muss. Häufig realisiert das Opfer den Angriff erst, wenn es sich bereits am Boden befindet.
Bild 1: Ralf (li.) wird unerwartet attackiert und mit einem Stoß aus dem Gleichgewicht gebracht. Dabei stolpert er über eine Bodenunebenheit. | Bild 2: Er richtet sich so schnell es geht so aus, dass er die Beine zwischen seinen Körper und den Angreifer bringt. |
3: Ralf stoppt den herankommenden Angreifer mit einem bzw. mehreren Tritten zum Bein. | Bild 4: Primäre Ziele sind bei den Trittangriffen Knie, Schienbein oder je nach Distanz auch Genitalbereich. |
Bild 5: Kommt es durch erfolgreiche Schlagwirkung zu einem Absenken des Oberkörpers des Angreifers, kann auch der Kopf mit einem Tritt attackiert werden. | Bild 6: Weicht der Angreifer aufgrund der Schlagwirkung zurück, wird dies genutzt, um so schnell wie möglich in eine stehende Position zu wechseln. |
Bild 7: Hier kann man nun entscheiden, ob weitere Aktionen nötig sind, oder ob es besser ist, sich von dem Ort der Handlung zu entfernen. |
Serie 7: Würgeangriff
Würgeangriffe sind meist keine direkten Angriffe sondern Folgeangriffe. Sie werden durch Schlagattacken vorbereitet. Gerade bei einem überraschenden Angriff haben diese Aktionen eine hohe Erfolgsaussicht, weil sich das Opfer, bevor es überhaupt realisiert was passiert ist, bereits im Würgegriff befindet. Ein konsequent durchgeführter Würgegriff ist ein Angriff auf das Leben des Opfers. Gerade der hier gezeigte Angriff kann auch als Eingang in eine Genickbruchtechnik verwendet werden. Deshalb ist es in diesem Fall für den Angegriffenen nicht nur statthaft sondern auch zwingend notwendig, so massiv wie nur möglich vorzugehen.
Bild 1: Eine Person geht nichtsahnend ihres Weges. | Bild 2: Unvermittelt und völlig überraschend wird die Person mit einem Fauststoß zum Bauch angegriffen. |
Bild 3: Aufgrund der Schlagwirkung beugt sich der Attackierte nach vorne, was von dem Angreifer ausgenutzt wird, indem er einen Würgegriff ansetzt. Das erste was eine derartig angegriffene Person nach dem Schmerz im Bauchbereich realisiert, wird der Druck auf die Atemwege bzw. den Kehlkopf, verbunden mit einem extremen Schmerz in der Halsregion, sein. Der Attackierte wird sich aller Wahrscheinlichkeit nach in einer Position wiederfinden, wie sie hier dargestellt ist und er wird realisieren, dass sich seine Hände unbewusst um den würgenden Unterarm des Angreifers klammern, um den Druck auf die Atemwege zu verringern. Dies ist also die Position, von der man bei der Verteidigung gegen solch einen Angriff ausgehen muss. | Bild 4: Es erfolgt ein Fauststoß in Richtung Genitalbereich des Angreifers. Man muss sich allerdings vergegenwärtigen, dass es eine extreme Überwindung erfordert, zumindest mit einer Hand den würgenden Arm loszulassen und die gezeigte Aktion durchzuführen, da sich dies sofort in einen noch stärkeren Druck auf die Atemwege und noch extremeren Schmerz äußert. Das Lösen der Hand ist aber notwendig um Gegenangriffe durchzuführen und aus dem Würgegriff herauszukommen. |
Bild 5: Dieser Angriff wird evtl. mehrfach wiederholt. | Bild 6: Ein Angriff auf den Genitalbereich bewirkt in der Regel zumindest ein stärkeres Vorbeugen des Gegners und ein lockern des Würgegriffs. Ersteres wird nun dadurch ausgenutzt, dass der Ellbogen nach oben geschlagen wird. Ein Treffer im Gesicht des Angreifers ist hierbei sehr wahrscheinlich. |
Bild 7: Als nächstes erfolgt ein Fingerstich in die Augen verbunden mit einem nach hinten Drücken des Kopfes des Angreifers. | Bild 8: Je nach Bedarf können dann weitere Angriffe erfolgen wie z.B. der gezeigte Kniestoß zum Genitalbereich. |
Serie 8: Messerangriff
Bei einem Angriff mit einer Stichwaffe ist es häufig nur mit sehr viel Glück möglich, unverletzt aus der Situation herauszukommen. Wenn sich die Gelegenheit ergibt, dann empfiehlt es sich, die Flucht zu ergreifen oder Hilfsmittel, wie z.B. einen Stuhl, Stein, Stock, Bierkrug usw. zu verwenden. Bei einem überraschenden Angriff ist dies aber häufig nicht möglich, vor allem, wenn der Angreifer sein Opfer bereits an der Kleidung fixiert und damit ein Zurückweichen so gut wie unmöglich macht.
Bild 1: (Ralf links, Phillip rechts) Der mit einem Messer bewaffnete Angreifer nähert sich seinem Opfer so, dass das potentielle Opfer nicht realisiert, dass es angegriffen werden soll. | Bild 2: Der Angreifer fasst Ralf an der Kleidung um ein Aus- bzw. Zurückweichen zu verhindern. Erst jetzt bemerkt Ralf, dass er attackiert wird, allerdings sieht er die Waffe in der rechten Hand des Gegners nicht. Die rechte Hand von Ralf geht instinktiv zur Gefahr, d.h. greift und kontrolliert die Hand des Aggressors, welche die Kleidung greift. Der Körper wird so weit es in der kurzen Zeit geht von der weiteren Gefahr (verdeckte Messerhand) wegbewegt. |
Bild 3:Der Messerstecher führt einen Stich mit massivem Körpereinsatz in Richtung des Unterleibes von Ralf und zieht diesen gleichzeitig an sich heran. Ralf bewegt die Hüfte reflexartig zurück, macht mit der linken Hand eine Abwehrbewegung in Richtung der Messerhand und führt fast zeitgleich einen Ellbogenstoß zum Kopf des Angreifers durch, um den Gegner auszuknocken oder zumindest so unter Druck zu setzen, dass seine Konzentration nur noch der Defensive gilt und nicht mehr der Messerhand. Je nach Situation könnten hier noch weitere Ellbogenattacken nachfolgen. | Bild 4:Fast simultan zum Ellbogenangriff fixiert Ralf die Messerhand in der Armbeuge. Die Fixierung ist deshalb möglich, weil bei einem massiv durchgeführten Angriff die Kontaktzeit des Messerarmes am abwehrenden Arm ausreichend lange ist. D.h. Aktion 3 und 4 laufen kontinuierlich innerhalb des Bruchteils einer Sekunde ab. Das Fixieren der Messerhand ist hierbei essenziell, weil damit ein weiteres Zustechen verhindert wird. Durch die Fixierung wird eine Hebelwirkung erzeugt, welche den Oberkörper des Angreifers nach vorne absenkt. Dieses wird noch durch das Greifen und Ziehen mit der rechten Hand am Genick des Angreifers verstärkt. |
Bild 5: Es folgt ein Kniestoß zum Kopf des Angreifers |
Bild 6: und anschließend ein Ellbogenstoß |
Dies ist ein konkretes Beispiel für eine Messerabwehr. Gerade die Angriffe (hier Ellbogen bzw. Kniestoß) müssen je nach Situation und Reaktion des Angreifers und auch in Abhängigkeit der anatomischen Voraussetzungen und persönlichen Fähigkeiten des Verteidigers intuitiv angepasst werden. War hier ein direkter Ellbogenstoß zum Kopf möglich, so kann es bei einer größeren Distanz durchaus nötig sein, statt dieser Aktion einen Fingerstich in Richtung Augen oder einen Fauststoß zum Hals durchzuführen. Auch kann es sinnvoll sein, einen bereits ausgeführten Angriff (z.B. Ellbogenstoß) noch weitere Male durchzuführen. Es gibt keinen festgelegten Ablauf in einer solchen Situation, sondern nur intuitives und situationsbezogenes Handeln. |
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Bild 7: Wenn der Widerstand des Angreifers gebrochen ist, kann er entwaffnet werden, ansonsten werden weitere Angriffe durchgeführt. |
Serie 9: Messerangriff von oben
Bei einem plötzlichen Messerangriff, bei welchem die Flucht sowie die Verwendung von Hilfsmitteln nicht möglich ist, gibt es im Krav Maga keine genau festgelegte Vorgehensweise, sondern ein prinzipielles intuitives Vorgehen. Der Angegriffene versucht einen abwehrenden Arm zwischen sich und die Gefahr (in dem Fall der angreifenden Messerarm) zu bringen. Gleichzeitig versucht er, den angegriffenen Bereich (Körper bzw. Kopf) so weit es geht von der Gefahr wegzubewegen. Dies ist ein instinktives Verhalten, welches viele Menschen generell zeigen, selbst wenn sie keine Erfahrung in Selbstverteidigung haben. Dieses Verhalten beobachtet man auch oft bei erfahrenen Kampfsportlern, wenn sie mit einem Angriff überrascht werden und zwar auch dann, wenn sie schon jahrelang ganz andere Verhaltensmuster eintrainiert haben. Im Krav Maga wird diese natürliche Vorgehensweise nicht unterdrückt, indem man zwanghaft versucht konträre Verhaltensweisen einzutrainieren, sondern sie wird geradezu gefördert und dient als auslösendes Signal für das weitere Vorgehen. Der instinktiven Abwehr folgen so schnell es geht die Fixierung des Messerarmes, sowie massive Gegenangriffe gegen vitale Ziele des Angreifers.
Bild 1: Der mit einem Messer bewaffnete Angreifer nähert sich seinem Opfer von der Seite so, dass das Opfer den bevorstehenden Angriff nicht realisiert. | Bild 2: Er greift sein Opfer am T-Shirt, damit ein Aus- oder Zurückweichen erschwert wird und sticht von oben auf sein Opfer ein. |
Bild 3: Der waffennahe Arm des Verteidigers macht eine Abwehrbewegung in Richtung des Messerarmes. Gleichzeitig bewegt sich der Angegriffene von der Gefahr weg. | Bild 4: So schnell es möglich ist, greift der Verteidiger mit einer Hand den Messerarm und fixiert ihn, wobei gleichzeitig Angriffe wie Fauststöße zum Kopf bzw. Fingerstiche zu den Augen des Angreifers erfolgen. Abwehren, Ausweichen, Angreifen und Fixieren der Waffenhand sind Aktionen die fast gleichzeitig ablaufen bzw. fließend ineinander übergehen. Die oberste Priorität gilt dabei der Abwehr, weil der beste Gegenangriff nichts mehr bringt, wenn man mit einem Messer im Kopf oder Halsbereich getroffen wird. Trotzdem soll so schnell wie möglich mit Gegenangriffen, sowie dem fixieren der Messerhand begonnen werden, um weitere Stiche zu verhindern. |
Bild 5: Die Entscheidung, ob nach erfolgreicher Schlagwirkung die Flucht ergriffen bzw. der Messerstecher entwaffnet wird oder ob ein weiterer Angriff folgt, hängt von der jeweiligen Situation ab. | |